Boxes 3: Sensation – Expanded Cinema

Ablauf
Eine würfelförmige Kiste wird auf die Ausstellungsfläche gebracht. Die Assistenten fordern die Besucherinnen auf, mit der Kunst in Berührung zu treten. Sie demonstrieren wie, indem sie auf die Löcher in der Kiste hinweisen. Die unbekleidete Künstlerin sitzt in der Kiste und wartet auf »Eingriffe« der Besucherinnen. Sie lässt sich berühren und/oder weicht, soweit es möglich ist, den Zugriffen aus. Nach Ablauf einer bestimmten festgelegten Zeit (entspricht einer Filmlänge) wird die Kiste mit der Künstlerin wieder weggetragen.

Konzept
In Anlehnung an die Performance von Valie Export »Tapp- und Tastkino« aus dem Jahr 1968 bietet Dorothea Seror den Besuchern des Festivals digitalanalog 9 die an, Kunst auch über die taktilen Sinne wahrzunehmen.

In der Performancekunst ist der Künstler sowohl Gestalter als auch Werkzeug und Objekt selbst. Um den Rezipienten dieses totale Aufgehen in einem Kunstwerk zu demonstrieren, stellt sich Dorothea Seror selbst als anfassbares Objekt zur Verfügung. Das Festival digitalanalog verlegt seinen Schwerpunkt auf die visuell und auditiv wahrnehmbaren Kunstprodukte. Dorothea Seror möchte den Besucher auf die sinnliche Wahrnehmung von Kunst aufmerksam machen.

Gleichzeitig beschäftigt sie sich ganz in der Tradition der Künstlerin Valie Export mit der Überfrachtung von sexuellen Stimulationen in öffentlichen Medien. Wie groß ist die Scheu der Rezipienten, wenn sie wirklich selbst Hand anlegen können? Spielt es eine Rolle, dass die Künstlerin die Nutzer des Angebots nicht selbst sieht? In dem Tapp und Tastkino sah die Künstlerin Valie Export den Kunden direkt ins Angesicht. Wegen dem hohen sexuellen Aufforderungscharakter nahmen besonders Männer das Angebot wahr. Wie verhält sich der Besucher, die Besucherin, wenn sie die Künstlerin nicht erkennen kann? Wie verhält sich die Künstlerin in dieser selbst gewählten Situation?