Gebildung

Ablauf
Phase 1:
Als eine alte Frau gekleidet schiebt die Künstlerin einen Einkaufwagen durch die BesucherInnen. Sie sammelt die Bücher ein, die zu Stapeln und Türmen aufgehäuft überall auf dem Boden und den Tischen stehen und liegen. Sie drängt sich durch die Menge und lädt die Bücher vor dem Rednerpult ab.

Phase 2:
Wenn sie den Großteil der Bücher an den zentralen Ort des Veranstaltungsraumes gebracht hat, entledigt sie sich ihres schmuddeligen Mantels und beginnt, mit einem schönen Kleid bekleidet die Bücher zu sortieren und zu schichten. Mit Hilfe der BesucherInnen baut sie ein Iglu aus den Büchern. Sie befindet sich in seinem Inneren. Das Iglu schließt sich ganz über ihr und ist von Innen beleuchtet. Kleine Botschaften, die sie aus den Buchseiten reisst, reicht sie durch die Lücken im Bauwerk. Langsam beginnt sie, einzelne Bücher aus dem „Gebilde“ nach draußen zu schieben. Sie werden von den Gästen in Empfang genommen. Die entsstehenden Löcher im Mauerwerk werden immer größer bis das Gebäude über ihr einstürzt.

Konzept
Architektonische Gebilde sind höchste Baukunst. Ohne Konstruktion auf dem Papier wird seid spätestens der Gotik keine Gebäude, keine Kirche mehr gebaut. Unser Lebensumfeld entspringt unserem Intellekt. Ein Iglu, eine einfach Lehmhütte bieten Schutz. In der Arte Povera steht diese Bauform repräsentativ für die „Ideal Organische Form des Ursprünglichen“. Unsere Welt ist konstruiert. Aus einem der ursprünglichen Bedürfnisse des Menschen –ein Dach über dem Kopf- haben sich wahre Trutzburgen aus Form und Inhalt entwickelt. Ist der Schutz, den wir uns mittels Bildung aneignen, notwendig? Was bietet uns das, was unsrer Köpfe füllt? Wie bauen wir es und wie befinden wir uns darin. Was benötigen wir mindestens, was höchstens? Wie können wir uns befreien aus unseren intellektuellen Gefängnissen und wie durchlässig sind diese? Was bringt zum Einsturz? Können und wollen wir es einreißen? Physische und psychische Isolation könnte eine Motivation sein oder beginnende Demenz eine Ursache. Wie gehen wir damit um?