ARTEFAKTE
Ablauf
Drei Wochen lang grub ich den Befund 1 im Haus1, Planum 1, Kunst im Bau München, Isarthalbahnhof, Thalkirchen aus.
In der Performance ARTEFAKTE beschreibe ich den professionellen Ablauf dieser Grabung und erkläre die Stratigraphie, in dem Fall die geologische Schichtenabfolge im sichtbar gewordenen Profil der Grabung. Einige seltsam geformten Steine interpretiere ich als vorzeitliche Artefakte, andere Artefakte sind neuzeitlich. (siehe Marginalienspalte)
Ich lege neuzeitliche Artefakte aus meinem eigenen Lebensumfeld an die tiefste Stelle der Grabung (eine Flasche Leitungswasser, ein Gipsreplik der Venus von Willendorf, einen USB stick, auf dem meine belletristischen Manuskripte gespeichert sind) und fordere die BesucherInnen auf, dasselbe zu tun. Im Vorfeld über die Aktion informiert haben sie eigene Artefakte aus ihrem Umfeld mitgebracht:
Ein Schulheft, eine Musikkasette, eine Plätzchenform, einen Spieler aus einem Tischfußball, ein Christbaumkugel, ein Dauemenkino, ein 5 Cent Stück, eine Nagelschere, ein versiegeltes Fläschchen mit Scheiße, ein USB Kabel, eine Kunstzeitschrift, ein Dokument in Mandarin und vieles mehr...
Wie bei einer Beerdigung schaufeln die Gäste das Erdreich über die Artefakte und helfen mir die Grabung vollständig zu schließen.
Konzept
Was bedeutet die Interpretation von (Arte)fakten der Vergangenheit für uns heute? Wieweit können wir das Lebensumfeld unserer Vorfahren erraten, erkennen. Was sagen uns die Erkenntnisse und welchen Einfluss haben sie auf unser heutiges Leben.
Was geschieht, wenn wir in der Geschichte unsere Familien graben? Waren unser Großeltern Nazis? Oder haben wir auch jüdische Wurzeln, Verwandte, die in der Vernichtungsmaschinerie des Holocaust verschwunden sind? Welche Rolle spielt das für unser eigenes Verständnis, unsere eigene Haltung in der Gegenwart? Wenn die zukünftigen AusgraberInnen unserer neuzeitlichen Artefakte auf Grund der Auswahl der Gegenstände unser Lebensumfeld interpretieren, werden sie zu einem völlig anderen Resultat kommen, als wir es heute vorfinden.
Wie viel Interpretation ist nötig und möglich um Vergangenes zu erfahren, authentisch zu wissen? Was bedeutet uns das Wissen um die (eigene)Vergangenheit? Was bedeuten die Lücken, die wir nicht wissen können, die Lücken, die wir füllen, die wir erfinden? Wer garantiert uns Richtigkeit der Faktenfetzen?
Wie wichtig sind Fakten im Vergleich zu Interpretation?
Ich möchte mit dieser Performance auch anregen, dem gegenwärtigen Geschehen höchste Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Kritische Haltung gegenüber so genannten Fakten zu generieren und sich auf eigene Intuition und Wahrnehmung zu verlegen.
Drei Wochen lang grub ich den Befund 1 im Haus1, Planum 1, Kunst im Bau München, Isarthalbahnhof, Thalkirchen aus.
In der Performance ARTEFAKTE beschreibe ich den professionellen Ablauf dieser Grabung und erkläre die Stratigraphie, in dem Fall die geologische Schichtenabfolge im sichtbar gewordenen Profil der Grabung. Einige seltsam geformten Steine interpretiere ich als vorzeitliche Artefakte, andere Artefakte sind neuzeitlich. (siehe Marginalienspalte)
Ich lege neuzeitliche Artefakte aus meinem eigenen Lebensumfeld an die tiefste Stelle der Grabung (eine Flasche Leitungswasser, ein Gipsreplik der Venus von Willendorf, einen USB stick, auf dem meine belletristischen Manuskripte gespeichert sind) und fordere die BesucherInnen auf, dasselbe zu tun. Im Vorfeld über die Aktion informiert haben sie eigene Artefakte aus ihrem Umfeld mitgebracht:
Ein Schulheft, eine Musikkasette, eine Plätzchenform, einen Spieler aus einem Tischfußball, ein Christbaumkugel, ein Dauemenkino, ein 5 Cent Stück, eine Nagelschere, ein versiegeltes Fläschchen mit Scheiße, ein USB Kabel, eine Kunstzeitschrift, ein Dokument in Mandarin und vieles mehr...
Wie bei einer Beerdigung schaufeln die Gäste das Erdreich über die Artefakte und helfen mir die Grabung vollständig zu schließen.
Konzept
Was bedeutet die Interpretation von (Arte)fakten der Vergangenheit für uns heute? Wieweit können wir das Lebensumfeld unserer Vorfahren erraten, erkennen. Was sagen uns die Erkenntnisse und welchen Einfluss haben sie auf unser heutiges Leben.
Was geschieht, wenn wir in der Geschichte unsere Familien graben? Waren unser Großeltern Nazis? Oder haben wir auch jüdische Wurzeln, Verwandte, die in der Vernichtungsmaschinerie des Holocaust verschwunden sind? Welche Rolle spielt das für unser eigenes Verständnis, unsere eigene Haltung in der Gegenwart? Wenn die zukünftigen AusgraberInnen unserer neuzeitlichen Artefakte auf Grund der Auswahl der Gegenstände unser Lebensumfeld interpretieren, werden sie zu einem völlig anderen Resultat kommen, als wir es heute vorfinden.
Wie viel Interpretation ist nötig und möglich um Vergangenes zu erfahren, authentisch zu wissen? Was bedeutet uns das Wissen um die (eigene)Vergangenheit? Was bedeuten die Lücken, die wir nicht wissen können, die Lücken, die wir füllen, die wir erfinden? Wer garantiert uns Richtigkeit der Faktenfetzen?
Wie wichtig sind Fakten im Vergleich zu Interpretation?
Ich möchte mit dieser Performance auch anregen, dem gegenwärtigen Geschehen höchste Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Kritische Haltung gegenüber so genannten Fakten zu generieren und sich auf eigene Intuition und Wahrnehmung zu verlegen.
März 2014, Kunst im Bau
Isarthalbahnhog, Thalkirchen München
http://www.kunst-im-bau.org/kunstimbau5/haus.htm#agassi
mit Unterstützung der
Archäologin Petra Haller
Equipment: Grabungswerkzeuge (Schaufel, Spaten, Hacke, Spachtel...), persönliche Gegenstände
im Rahmen von: What if... eine Projekt mit Ronit Agassi
Dauer: 90 Min.
Fotos: Xinyu Baie, Shin Xang, Saba Bussmann
Isarthalbahnhog, Thalkirchen München
http://www.kunst-im-bau.org/kunstimbau5/haus.htm#agassi
mit Unterstützung der
Archäologin Petra Haller
Equipment: Grabungswerkzeuge (Schaufel, Spaten, Hacke, Spachtel...), persönliche Gegenstände
im Rahmen von: What if... eine Projekt mit Ronit Agassi
Dauer: 90 Min.
Fotos: Xinyu Baie, Shin Xang, Saba Bussmann