When I am afraid

Ablauf
Die Künstlerin sitzt auf dem Boden und knetet einen Teig aus Hefe, Wasser Öl und Mehl. Während er ruht, entfernt sie von den bereitliegenden Kakteen alle Stacheln und verteilt sie auf einem großen Papier. Nackt wälzt sie sich in den Stacheln. Mit dem Teig nimmt sie alle herumliegenden Stacheln auf und befreit sich selbst von den Stacheln. Sie bittet das Publikum ihr an Stellen zu helfen, an die sie selbst nicht herankommt. Aus dem Teig mit den Stacheln flicht sie eine Chala, das Sabbatbrot. In das Kleid gestopft, wird aus dem geflochtenem Teig der Bauch einer Schwangeren

Einen kleinen Teil des Teiges verbrennt sie in einer Schale auf Piniennadeln. Im Außenbereich verbrennen Nadeln und Teigstück. Den Brotteig lässt sie aus dem Kleid auf den Boden gleiten und bedeckt den unförmigen Klumpen mit einem Tuch.

Konzept
Das Gefühl, einen Stachel im Fleisch zu haben, hat mich stets auf meinem Weg im Land Israel begleitet. Wenn ich still halte, ließen sich die Schmerzen kontrollieren. Auch auf Grund meiner Schuldgefühle bezüglich der deutschen Geschichte, habe ich viel ertragen in meinen persönlichen Beziehungen mit Israelis. Auf erlittene Schmerzen folgt Misstrauen.

In der Performance bitte ich die Bewohner Israels, mir zu helfen, die Stacheln zu ziehen. Es ist der Versuch, eine Vertrauensbasis herzustellen. Wegdiskutieren möchte ich die Stacheln allerdings nicht. So knete ich sie in den Teig des traditionellen Shabbatbrotes ein. Hier können sie weniger Schaden anrichten, machen das Brot aber ungenießbar. Und wieder eigne ich mir diese delikate Mischung an und versuche damit schwanger zu gehen. Dennoch überlasse ich am Ende den Teigklumpen sich selbst. Er wird noch tagelang aufgehen.

Ich zeige meine (und vielleicht auch die deutschen) Versuche die jüdisch-deutsche Geschichte mir anzueignen, sie zu verdauen, sie aber auch ruhen zu lassen, wenn ich keine Hilfe von anderen (Israel?) bekomme. Die stachellosen Kakteen sind ihres Widerstandes beraubt, genießbar und anfassbar. Allerdings sind sie ihrer Umgebung entnommen und so erst einmal nicht fähig weiterzuwachsen. Entspricht der stachellose Israeli einem Wunschbild Europas? Wie weit sind beide Seiten frei von Misstrauen und bereit einen Nährboden für Wachstum zu bereiten?