Herma werden - Becoming Herma
Ablauf
Die Performerin Herma Auguste Wittstock, eine füllige Frau steht in einer eingefrorenen Position nackt vor einer weißen Wand. Ich stelle mich ebenfalls nackt neben sie, um unseren körperlichen Unterschied aufzuzeigen. Dann bekleide ich mich mit einem enganliegenden, hautfarbigen Ganzkörperanzug und fordere das Publikum auf, mein körperliches Erscheinungsbild dem von Herma anzupassen. Zu Modellierung steht ein Sack mit Getreide bereit. Sein Gewicht beinhaltet den Gewichtsunterschied zwischen Herma und mir. Die Gäste füllen den Anzug auf und modellieren mit Klebsteifen und Abbindungen meinen neuen Körper. Herma lässt sich anfassen und einzelne Körperteile in Form, Größe und Gewicht wie z.B. ihre Brüste von den Gästen vergleichen. Wenn das Publikum das gesamte Getreide verbraucht hat, sind sie mit der Modellierung fertig. Zum Vergleich stellen wir uns gemeinsam auf den Podest. Danach lasse ich das Getreide aus der Hülle rinnen, während das Publikum versucht, den Inhalt aufzufangen.
Konzept
Performancekunst ist in aller Munde. Was bleibt davon übrig? In Form von Reenactment versuchen PerformancekünstlerInnen ihre eigene Arbeit zu konservieren. Z.B. lässt die Künstlerin Marina Abramovic junge PerformerInnen ihre Performances aus frühen Tagen nachstellen. Welchen Stellenwert hat der Körper des/der jeweiligen KünstlerIn und sein vergängliches Erscheinungsbild in der Kunst eines Performancekünstlers?
Dorothea Seror erforscht die Skulpturalität des Performerköpers in der Performance »Herma werden«. Wie viel Anteil hat das Aussehen und die Vorstellung von einem Erscheinungsbild des Performancekörpers auf die Ausführung und auch die Wirkung einer Performance? Ist ein Körper, wie der von Herma bereits eine performative Aussage? Muss der normative Performancekörper anders leisten als der außergewöhnliche?
»Diese Performance hat sich als eine ganz persönliche herausgestellt.Mein Verhältnis zum fülligen Körper hat sich durch die Natürlichkeit und Freude, mit der meine Kollegin Herma dabei war, verändert.
Ich stelle fest, dass ich ganz besonders in dieser Performance keine Projektionsfläche, sondern ganz ich selbst war. Das habe ich auch dem Engagement der beteiligten Skulpteure zu verdanken, die ihre Aufgabe ernst genommen haben und mit Spaß beteiligt waren.
Sie haben mich als lebende Skulptur neu erschaffen.«
Juni 2012 in der Ausstellung
»under construction – offene Räume
für installative Performance«
Galerie der Künstler, München
Performance: Dorothea Seror
In Zusammenarbeit mit der Performerin
Herma Auguste Wittstock
Dauer: 20 Min
Equipment: 50 kg Getreide, Ganzkörperanzug, Leukoplast, Nähzeug, Feinstrümpfe